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Eine Nachrichtenhelferin im besetzten Paris (1940-1944)
Auf den Spuren einer Nachrichtenhelferin im besetzten Paris
462 Briefe, fast 500 Fotos, ein Tagebuch und verschiedene  Taschenkalender – dies sind die Quellen eines einzigartigen Blicks auf das von den Deutschen besetzte Paris aus der Sicht einer jungen  Deutschen. Gertrud Woltmann war über den gesamten Zeitraum der deutschen  Besatzung von Paris in der französischen Hauptstadt stationiert. Als Tochter eines Pfarrers aus Twistringen bei Bremen geboren, machte sie  eine Ausbildung zur DRK-Helferin in Quakenbrück, bevor sie sich im Alter  von 19 Jahren für den Dienst einer Nachrichtenhelferin des Heeres  meldete. Ende August 1940 traf sie in Paris ein, wo sie am 27. September  ihren 20. Geburtstag feierte. Sie blieb dort bis August 1944.

Damit  überrundet sie einen anderen Deutschen, dessen Aufzeichnungen aus  seiner Zeit in der besetzten Stadt wohl bekannt sind: Ernst Jünger war  von 1941 bis 1944 als Besatzungsoffizier in Paris. Doch während der bis  heute umstrittene Autor mit Tout Paris verkehrte, lernen wir mit Gertrud  Woltmann eine ganz andere Seite der französischen Hauptstadt kennen.

Die  junge Frau findet ihren Pariser Lebensmittelpunkt in der dortigen evangelischen Wehrmachtsgemeinde und deren Chor, der regelmäßig in der Kathedrale Notre-Dame auftrat. Sie versucht unermüdlich für ihre Familie Dinge des Alltags zu besorgen, die daheim fehlen. Dabei muss sie aufs Geld schauen und sorgfältig  haushalten. Sie passt damit nicht in das übliche  Bild  des deutschen Besatzungssoldaten, der ins Saus und Braus in Paris  lebt und alle Luxusgüter im Handumdrehen aufkaufen kann. Nur  für die ihre Mutter besorgt Gertrud Woltmann regelmäßig echten  Bohnenkaffee, den sie in ihren Brief mit „Medizin“ umschreibt.

Ihr geht der Krieg und das damit verbundene Unglück der französischen Bevölkerung sehr nahe und sie nimmt deren Not sehr bewusst wahr.
Nachrichtenhelferinnen in Paris
Nachrichtenhelferin in Paris - Brief
Feldpostbrief Nr. 8 v. 1.10.1940, geschrieben auf einem Briefbogen der Société Générale, Digitalisat, Museumsstiftung Post und Telekommunikation, Standort Berlin, Sig. 3 2012 5342
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